Das neue Jahrzehnt begann alles andere als das was man sich wünscht. Die Zyste vergrößerte sich am Abend, auf die einer dicken Erbse mit entsprechenden Schmerzen. Meine Augenärztin war alles andere als begeistert bei dem was Sie da an der Spaltlampe sah. Das Handyfoto sieht schon beängstigend aus. Das Sickerkissen hatte sich in den letzten Monaten immer mehr abgekapselt und durch den Glaukomanfall am 22.12.2019 dann komplett seinen Dienst versagt. Anhand der harten Augäpfel und den Kopfschmerzen konnte ich das Dilemma was da auf mich zukommen sollte schon im voraus abwägen - wollte es aber nicht wahr haben. Jetzt ist guter Rat den teuer, denn eine Trabekulektomie kann man nur 2-3 x am Auge machen und das hier war schon die Revision aus Juni 2005. Stolze 15 Jahre hatte dieses Sickerkissen ohne zusätzliche Tropftherapie den Druck immer schön brav auf 9-12 mmHG gehalten - und jetzt bin ich wieder über 20. Meine Augenärztin drückte mir gleich eine Überweisung und eine Einweisung für Krankenhausbehandlung als Notfall in die Hand und sagte, nehmen Sie bitte sofort Kontakt mit Professor Kohlhaas auf, wenn jemand uns da weiter helfen kann, dann er.
Am Donnerstag den 06.02.2020 habe ich einen Termin in der Augenklinik des St.-Johannes-Hospitals in Dortmund bei Professor Kohlhass. Er hatte mich seit März 2006 ständig betreut und alles mögliche versucht damit das Glaukom abgebremst wird.
Die Untersuchungen im St.-Johannes Hospital gingen diesmal relativ schnell über die Bühne. Professor Dr. Markus Kohlhaas sah sich die Zyste im Auge an und meinte dann nur, wir nehmen Sie stationär auf und morgen entferne ich die Zyste und verkleinere das Sickerkissen sowie zusätzlich eine beidseitige forcierte Exo-CPC mit dem neuen Iridex-Laser der nicht so eine heftige Entzündungsreaktion im Zilliarkörper hinterlässt.
Am OP-Tag war der Druck dann morgens bei einer glatten 30 - um 8:45 Uhr wurde ich zur OP abgeholt und war gegen 10:30 Uhr wieder auf meinem Zimmer. Dank dem guten Narkosearzt der meine Probleme mittlerweile kennt gab es keine großen Schwierigkeiten. Während der Verweildauer im Aufwachraum wurde ich an mein Schlafapnoe Gerät angeschlossen.
Wie mir Professor Kohlhaas bei der Untersuchung am Samstag sagte war die Zyste nach unten hin groß wie eine dicke Bohne die massiv auf die Aderhaut (Die Aderhaut ist die mittlere Augenhaut und liegt zwischen der weißen Lederhaut und der Netzhaut) gedrückt hat. Er sah an der Spaltlampe eine Aderhaut amotio = Ablösung der Aderhaut durch den postoperativen Druck von 2mmHG. Weiterhin kam es zu einer Nachblutung. Der Visus auf dem rechten Auge war postoperativ für insgesamt 7 Tage bei 0 und das Auge konnte in dieser Zeit nur Handbewegungen in 10-20 cm wahr nehmen. Inzwischen ist das Auge eingeschränkt wieder nutzbar, da die Pupille durch die entzündungs-hemmenden Augentropfen immer noch geweitet ist, ist dadurch auch die Blendempfindlichkeit noch höher als normal.
Bei der Nachuntersuchung in der Praxis meiner Augenärztin in Goslar am 14.02.2020 sah sie im OCT ein Makula Pucker - auch unter der Bezeichnung Epiretinale Gliose bekannt - im Alltag äußert sich diese Augenerkrankung das man alles was eigentlich gerade ist, gebogen oder wellig sieht. Diese Erkrankung wird sehr leicht mit einer Makuladegneration verwechselt, da die Symptome bist auf den grauen Fleck in der Mitte des Auges identisch sind. Um einen kleinen Eindruck zu bekommen wie man mit einer Makula Pucker sieht, habe ich mit Hilfe einer Iphone App den Seheindruck simmuliert.
Jetzt muss das Auge langsam ausheilen und im September habe ich dann einen ambulanten Kontrolltermin in Dortmund und dann muss die weitere Therapie geplant werden.
März 2020
Der Augendruck ist leider nach nur 3,5 Wochen wieder in Bereich von 17 mmHG gestiegen. Das verkleinerte Filterkissen schafft es nicht den Druck in den Zielbereich von 9-12 mmHG zu senken. Meine Augenärztin sah das alles sehr skeptisch und meinte dann nur das eine Folge-OP zeitnah auf mich zukommen würde.
Juli 2020
Die Augendrucklage ist weiterhin instabil. Seit Mitte April bin ich jetzt wieder auf Taflotan sine um die Schmerzen im Auge durch den ständig schwanken Druck irgendwie bis zum nächsten OP-Termin erträglich zuz machen. Durch die Corona-Pandemie ist schlagartig alles Anders geworden. Noch längere Wartezeiten auf einen OP-Termin in der Klinik und man weiß nie wann es wieder einen Lock-Down gibt und der Weg in die rettende Augenklinik dann plötzlich nicht mehr möglich ist. Aktuell liegen die Druckwerte links immer noch zwischen 20 und 32. Es ist zum verrückt werden das der Augendruck rechts mit Tropfen bei einer stabilen 12 liegt und links es nachwievor nicht funktioniert. Zum Glück rückt der Untersuchungstermin in der Augenklinik in Dortmund am 08.09.2020 immer näher.
September 2020
Auf der Fahrt nach Dortmund hatte ich schon ein muliges Gefühl im Bauch, im Regional-Express nach Hannover war das mit dem Abstand halten wegen der Corona Pandemie kein Problem. Im ICE saßen die Fahrgäste nebeneinander so als wenn es Corona nicht gibt, nur mit dem Unterschied das fast jeder Fahrgast eine Mundnasenmaske trug.
In Dortmund angekommen nahm ich dann den kürzesten Weg ins St.-Johannes-Hospital. Als ich mich dem Haupteingang näherte staunte ich nicht schlecht als ich die lange Schlange sah und alles mit 1,5m Abstand. Jeder Patient durfte das Krankenhaus nur einzeln betreten. Ohne Fieber messen kommt dort niemand herein.
Da der Professor einen Notfall im OP hatte musste ich knapp 2 Stunden auf Ihn warten. Er hat es sich nicht nehmen lassen die Nachuntersuchung selbst durch zuführen. Von dem was er im Auge sah, war er nicht gerade begeistert. Genau genommen hatte ich so etwas in der Richtung schon geahnt. Er wollte zusätzlich zu den OCT's noch eine Wellenfrontanaylse der Hornhaut haben. Diese war aber wegen dem Hornhautschaden nicht möglich. Im OCT zeigte sich rechts eine trockene Makuladegeneration, die sich aber bei der klassischen Untersuchung des Auges nicht bestätigte. Hier sieht man wieder wie wichtig es doch ist, das sich ein Arzt nicht nur auf die bildgebende Diagnostik verlässt, sondern sich an der Spaltlampe ein Bild darüber macht. So sollte es sein. Die Drucklage ist alles andere als zufriedenstellend, dazu kam dann noch eine Vaskularisation der Hornhaut am rechten Auge, die durch den Versuch der Drucksenkung mit Taflotan sine entstanden ist. Hierbei handelt es sich um eine sehr seltene Nebenwirkung die auftreten kann wenn der Patient vor langer Zeit eine Entzündung der Hornhaut hatte. Wegen der Corona Pandemie werden operative Eingriffe nicht mehr sofort durch geführt - die Planung läuft jetzt auf Mittelfristig. Bei den aktuell steigenden Zahlen mit Corona Infizierungen gehe ich davon aus, das ich in den nächsten 12-24 Monaten keinen OP-Termin in Dortmund bekommen werde.
Oktober 2020
Meine Augenärztin kam dann mit der nächsten Hiopsbotschaft die mich alles andere als begeisterte. Sie murmelte nur das sich die Hornhaut jetzt eintrübt und irgendwann weiß werden wird. Da ihr die Drucklage nicht wirklich gefiel, machte Sie mir einen Termin bei einem guten Kollegen von ihr um zu sehen, ob uns eine SLT etwas Zeit zur Überbrückung bringen kann. Sie teilte mir kurzfristig einen Termin mit und sendete mir die Überweisung per Post zu.
November 2020
Heute war der Termin bei dem Kollegen in Wolfenbüttel. Nach der genauen Untersuchung des Auges sagte der Arzt dann, das er es bei meiner Diagnose "Posner-Schloßmann-Syndrom oder kurs PSS" nicht verantworten kann, 100 Schüsse mit dem Laser ins Auge zu schießen. Der SLT-Laser löst eine Entzündungsreaktion im Auge aus - genau diese Entzündungen sind beim PSS gefährlich weil jede Entzündung den Augendruck unkontrolliert ansteigen lässt. Hier ist der Iridex-Laser besser geeignet da hier die Entzündungsreaktion faktisch bei Null liegt. Tja und heißt es warten und hoffen bis Corona vorüber ist und ich wieder in die Klinik nach Dortmund fahren darf - wann dieser Zeitpunkt ist, weiß niemand. Sollte sich der Zustand der Hornhaut weiter verschlechtern bleibt als Option der Wahl nur die Augenklinik in Braunscheig oder die MHH in Hannover übrig.